Die Geschichte des Glashüttenwesens auf dem Gebiet um Havlíčkův Brod/Deutsch Brod

Das Gebiet um Havlíčkův Brod/Deutsch Brod verfügt über eine berühmte Tradition im Glashüttenwesen. Lesen Sie eine kurze Übersicht zur Geschichte des Glashüttenwesens in unserer Region durch.

Fast dreißig Glashütten auf dem Gebiet um Havlíčkův Brod trugen zum Ruhm des böhmischen Glashüttenwesens im 18. und 19. Jahrhundert bei. Sie wurden von Glasmeistern aus den berühmten Glasmacherfamilien wie Adler, Čapek, Eisner und zum Beispiel Kavalier gegründet. Die erste Etappe des Aufschwungs der dortigen Glashütten datiert in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts, als es mehr als zehn bekannte Glashütten gab. Vor dem Jahr 1700 wurde keine Existenz einer Glashütte bis jetzt nachgewiesen. Man kennt die Gestalt der ersten hiesigen Glashütten nicht. Es waren für sie jedoch Holzbauten kennzeichnend, wie davon eine wertvolle Skizze einer Glashütte aus Dobrá Voda (Brünnl) aus dem Jahr 1753 zeugt. Eine durchschnittliche Produktionskapazität wurde durch 8-10 Pfannen, die dementsprechend von einem zwanzig bis dreißigköpfigen Personalteam von Meistern, Gesellen, Lehrjungen und Helfern bedient wurden, gewährleistet. Es wurde ein klares und nicht entfärbtes Barockglas – ein grünliches Glas, das „Waldglas“ genannt wurde, hergestellt. Ziemlich selten wurde die Glasmasse blau, grün oder rot gefärbt. Die am üblichsten verkaufenden Formen waren Becher, Pokale, kleine Becher, Flaschen und Fläschchen. Zum Beispiel in der anderen Glashütte von Benetice (Benetitz) stellte man vor allem die für die Ausfuhr bestimmten Getränkesets her. Aus der Hogls Glashütte stammt ein Dokument über die hiesige Herstellung von Bier- und Weingläsern.

Die andere Gründungsperiode der Glashütten datiert vom Ende des 18. Jahrhunderts. In der Glashütte von Loukov bei Melechov wurde das Glas für die Niederlande hergestellt. Eine bis vor kurzem in Betrieb stehende Glashütte in Tasice aus dem Jahr 1796 produzierte ein erstklassiges Kreidenglas jeder Art, das zur Weiterverarbeitung nach Nordböhmen geliefert wurde. Die Prosperität des Unternehmens auch in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten wird durch die folgende Nachricht illustriert: der zufolge sollten fünf bis sechs Händler im Herbst des Jahres 1810 in der Glashütte ständig anwesend sein und vier oder noch mehr Wochen auf schon bestellte Ware warten. Unter den Produkten von Tasice werden im Jahr 1844 unter anderem auch die nach Indien exportierten Kronleuchter angeführt. Die dortige Glasindustrie erfuhr den größten Aufschwung zwischen den Jahren 1820 bis 1860. Die Glashütten produzierten neben dem üblichen Nutzartikel das Glas mit Formen im Spätempirestil und mit der Verzierung und auch ein verziertes Glas – das anschließend durchgeschliffen und durchgeschnitten wurde -, reichlich geformtes Glas im Biedermeier-Stil und im Stil des zweiten Rokokos. Es kamen neue Techniken – Schichtung, Farbbeizen und Färbung der Glasschmelze zur Geltung. In den Glashütten entstanden die Schleifereien und Malersäle für die Weiterverarbeitung von Produkten. Hohlglas-Halbfabrikate wurden zur nachfolgenden Veredelung und zum anschließendem Export nach Nordböhmen ausgeführt.

Das berühmteste Glaswerk von den Glashütten im Ober- und Untergebiet um den Fluss Sázava, tschechisch Posázaví genannt, – die von damaligen Kaufleuten „böhmische Hütten“ genannt wurden -, war Dobrá Voda (Brünnl), von dem ein Glasmeisterhaus, auch als Schlösschen bezeichnet, erhalten wurde. In den Anfängen stellte man hier Fenster- und Spiegelglas her. In der Reihenfolge zweite Glashütte von Nová Chraňbože bei Dobrnice lieferte ihre Produkte in der Hälfte der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts bis in die Niederlande, nach Hamburg und in die Vereinigten Staaten. Jährlich produzierte sie etwa eineinviertel Millionen von Glas verschiedener Art. In der Hl. Eduard-Glashütte in Úsobí, aufgebaut im Jahr 1831, stellte man das Exportglas für Warenhäuser in Livorno, Florenz, Siena, Comora, Mailand, Veracruz und Lima her. Mit dieser Glashütte ist eine Erfindung des Glas-Ätzdrucks durch einen Drucker Riedel von Deutsch Brod, patentiert im Jahr 1858, verbunden.

Nach einer gewissen Stagnation im Glashüttenwesen trat eine Konjunktur in der Hälfte der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts ein. Im Bezirk befand sich damals die größte Glasproduktion in Úsobí, wo es auch eine große Schleiferei gab. Im Hinblick auf ein riesiges Interesse an Kristallglas setzten sich ihre Besitzer in Verbindung mit einer deutschen Glashütte in Košťany. Die Glashütte arbeitete auch mit den Glashütten in Antonínodol, Horní Bradlo und Růženín zusammen und es halfen ihr auch kleine umliegende Schleifereien in Věž und Lípa. Im Jahr 1945 wurde die Schleiferei in den neu entstandenen Komplex des VEBs Glashütten und Glasschleifereien Bohemia eingegliedert.