Das Leben von Zdenka Havlíčková

Zdenka Havlíčková war weder Schriftstellerin, noch Künstlerin oder eine Kämpferin für Frauenrechte, und trotzdem stellt sie im tschechischen Volk eine so bedeutende Persönlichkeit, wie nur wenige andere, dar. Es genügte, dass sie die Tochter von Karel Havlíček war und ein tragischer Tod von ihren Eltern die Tragik ihres eigenen Lebens bildete. So kann man mit Worten von Cyril Merhout das Schicksal von Zdenka Havlíčková in Kürze vorstellen. Sie war ein einziger Nachkomme von Karel Havlíček und seiner Ehefrau Julie. Sie ist am Tag vor Weihnachten im Jahr 1848 geboren und verlebte ihre Kindheit vor allem unter Obhut ihrer Mutter und ihrer Großmutter Josefína in Kuttenberg (Kutná Hora) und in Deutsch Brod. Als sie fast 3 Jahre alt war, wurde ihr Vater nach Brixen abtransportiert und in den Jahren 1855-1856 verlor sie nicht nur ihn, sondern auch ihre Mutter wegen der Tuberkulose. Ihr Onkel František Jaroš und seine Familie haben sich des Waisenkindes angenommen. Seine Verwandten liebten sie aufrichtig und gewährleisteten Zdenka die Bildung. Aufgelockerte Verhältnisse nach dem Jahr 1860 brachten eine riesige Bewunderung von Tschechen für das Vermächtnis des Havlíčeks-Märtyrtums mit. Es wurde nur taktvoll verschwiegen, dass auch das tschechische Volk an diesem Märtyrium wesentlich schuld war. Vielleicht bewirkte es eine Gestalt des schlechten Gewissens, dass sich die Öffentlichkeit begann, für das Schicksal von Zdenka Havlíčková zu interessieren. Sie sollte zu einem Symbol des Volks und seiner sittlichen Größe, einem Symbol des unsterblichen Andenkens von Karel Havlíček und seines Weiterlebens werden. Havlíček opferte sich für sein Volk und es sollte ihn jetzt bei der Erziehung des Waisenkindes vertreten. Es entstand eine pathetische Idee, vor allem seitens der Ehefrauen der führenden Vertreter des tschechischen politischen Lebens: das tschechische Volk soll um das Glück der Havlíčeks Tochter sorgen, da es seine Pflicht sei. Zdenka erhielt den Titel die Volkstochter und es wurde eine Lotterie für die Sicherstellung ihres Unterhalts und ihrer Mitgift veranstaltet. Sie hat im Endeffekt über 30 Tausend Gulden eingebracht und František Jaroš übte die Vormundschaft auch weiterhin aus. Der Havlíčeks Schwager verschuldete sich jedoch im Laufe der Zeit und viele fürchteten sich, dass er Zdenkas Geld zur Tilgung seiner Schulden verwendet. Deshalb wurde ein bekannter tschechischer Staatsmann František Brauner zu einem neuen Vormund bestellt. Er hat entschieden, dass sich Zdenka in einer Familie eines Universitätsbibliothekars Jan Hanuš aufenthalten soll. Hier war Zdenka jedoch nicht glücklich und deshalb nahm František Brauner sie nach drei Jahren nach Hause mit. Es ist zu erwähnen, dass ihr gegenseitiges Verhältnis auch nicht ganz ideal war. Brauner war eine gesellschaftlich angesehene Person mit autoritärem Verhalten und Zdenka war eine heranwachsende Frau, die nach ihrem Vater die Hartnäckigkeit sicher geerbt hat. Auch die Brauners Ehefrau Augusta war keine Stütze für Zdenka, und somit wurde ihr ein aufrichtiger Trost von einigen Gesellschafterinnen gespendet. Brauner selbst hielt für seine Pflicht, für achtzehnjährige Zdenka einen entsprechenden Ehemann zu finden. Inzwischen hat Quido Battaglia doch das Zdenkas Herz gewonnen. Jedoch die öffentliche Meinung der tschechischen Gesellschaft vertrug ein Verhältnis der Volkstochter mit einem österreichischen Soldaten, der darüber hinaus polnischer Herkunft war, nicht. Durch Prag begann man unwahre Gerüchte und Geschwätz über Zdenka zu verbreiten und diese Beziehung wurde gewaltsam abgeschlossen. Darauf widerstand Zdenka einer Brautwerbung seitens Wenzel des Grafen von Kaunitz. Schließlich wurde ein Grundbesitzer Antonín Svoboda für sie ausgewählt, aber es kam zu keiner Trauung mehr. Die Erkrankung ihrer Eltern begann sich zu äußern. Schließlich ist Zdenka Havlíčková am 20. September 1872 im Alter von nur 24 Jahren bei ihrer Großmuttern in Deutsch Brod gestorben. Nachdem Josefína Havlíčková ihren Ehemann, ihren Sohn und ihre Schwiegertochter beigesetzt hatte, hat jetzt auch ihre Enkelin bestatten müssen.