Bedeutende Persönlichkeiten auf dem Gebiet um Havlíčkův Brod/Deutsch Brod
Gestatten Sie uns, Ihnen einige bedeutende Persönlichkeiten auf dem Gebiet um Havlíčkův Brod/Deutsch Brod und in seiner Umgebung vorzustellen. Unsere Region kann gleich mit mehreren sehr bekannten Namen von hier gebürtigen Persönlichkeiten und Bewohnern prahlen.
Vavřinec Benedikt Nedožerský (1555-1615)
Er war ein slowakischer Renaissance-Humanist, Pädagoge und Schulreformator. In den Jahren 1600-1604 war er als Verwalter der hiesigen Stadtschule tätig. Im Jahre 1603 vollendete er hier sein bedeutendstes Werk, das erste lateinisch verfasste Sprachbuch der tschechischen Sprache.
Beckovský Jan František (1658-1725)
Er war ein katholischer Priester, Barockschriftsteller, Historiker. Er ist Verfasser des Buchs „Die Botin von alten böhmischen Geschichten“ und des ältesten bei uns erhaltenen Herbariums. Sein Geburtshaus stand am Smetana-Platz, aber heute ist es niedergerissen.
Dobrovský Josef (1753-1829)
Er war die größte Person der böhmischen Aufklärung und der Anfänge der nationalen Wiedergeburt, „der erste Welt-Tscheche der neuen Zeit“ (Masaryk). Philologe, Historiker, Gründer der Slawistik, ein konsequenter Vorkämpfer der Freiheit des wissenschaftlichen Denkens, Vertreter des aufgeklärten Rationalismus und des Kritizismus. In den Jahren 1762-1766 studierte er am Gymnasium in Deutsch Brod, wo er in Kontakt mit der tschechischen Sprache zum ersten Mal kam.
Havlíček Karel Borovský (1821-1856)
Er war ein Gründer des politischen Journalismus, Schriftsteller und Dichter. Er war ein Denker des europäischen Typs, Vorkämpfer des politischen und wirtschaftlichen Liberalismus. Er beeinflusste durch sein dichterisches Schaffen beträchtlich die Entwicklung der tschechischen Satire. Er wurde dank seinem tapferen Kampf gegen den österreichischen Absolutismus und seinem tragischen Schicksal zum Symbol des Kampfs gegen Unterdrückung und der Treue zu den Idealen der Demokratie und der Freiheit. In den Jahren 1832-1838 besuchte er das Gymnasium in Deutsch Brod. Am 15. Dezember 1851 wurde er aus dem Vaterhaus in Deutsch Brod abgeholt und nach Brixen abtransportiert.
Klofáč Václav Jaroslav (1868-1942)
Er war ein tschechischer Staatsmann, Journalist, Gründer der Tschechischen National-Sozialen Partei, Abgeordneter des Reichsrats. Er wurde für seine antiösterreichischen Stellungen gefangen gehalten. Im Jahr 1918 bekleidete er das Amt des Vizepräsidenten des Prager Nationalausschusses und er war ein Mitglied der Nationalversammlung. In der ersten tschechoslowakischen Regierung 1918-1920 übte er das Amt des Ministers für Nationale Verteidigung aus. Er studierte an hiesigem Gymnasium in den Jahren 1877-1885.
Kobzinová Kateřina Barbora (1673-1730)
Sie war eine großmütige Gründerin des Gymnasiums in Deutsch Brod. Sie war eine Witwe nach dem kaiserlichen Gerichtsschulzen Tomas Kobzina und vermachte in ihrem Testament 8 600 Gulden der Stiftung zur Errichtung einer lateinischen Schule.
Kutlvašr Karel (1895-1961)
Er war ein Armeegeneral der Tschechoslowakischen Armee, Legionär, während des II. Weltkriegs ein Mitglied einer militärischen illegalen Widerstandsorganisation „Obrana národa“ (Verteidigung des Volkes), Militärkommandant des Prager Aufstandes im Mai 1945. Im Jahr 1949 wurde er festgenommen und in einem rechtswidrigen Gerichtsverfahren auf Lebenszeit verurteilt. Im Jahr 1960 wurde er auf Grund einer Amnestie aus dem Gefängnis entlassen und im Jahr 1968 „in memoriam“ voll rehabilitiert. Er besuchte eine Bürgerschule und eine Handelsakademie in Deutsch Brod (1910-1911).
Reynek Bohuslav (1892-1971)
Er war ein Maler, Grafiker und Illustrator, Dichter mit Fokus auf lyrisch-religiöse Themen. Er ist in Petrkov bei Havlíčkův Brod, wo er auch einen erheblichen Teil seines schweren Lebens verbracht hatte, geboren. Nach 1948 wurde sein Werk nicht mehr publiziert und der Dichter lebte in Petrkov unter sehr genügsamen Lebensbedingungen.
Rubeš Jaromír (1814- – 1853)
Er war ein Schriftsteller der nationalen Wiedergeburt, Verfasser von den zum Deklamieren bestimmten Gedichten, kurzen, humorvollen Verskompositionen, die in der tschechischen Bürgergesellschaft beliebt waren und von Prosawerken mit der Thematik Vaterlandsliebe, die die Welt der Bürgerschichten mit Humor und Satire darstellen. Er studierte am Gymnasium in Deutsch Brod in den Jahren 1826-1832.
Smetana Bedřich (1824-1884)
Er war ein berühmter Musikkomponist, der die tschechische Musik auf das Weltniveau gebracht hat. Er ist ein Verfasser von 9 Opern, einem Zyklus von sinfonischen Dichtungen „Mein Vaterland“, Kammerwerk „Aus meinem Leben“ und einer Reihe von anderen Kompositionen. In Deutsch Brod studierte er am Gymnasium in den Jahren 1836-1839.
Stamitz Johann Wenzel (1717-1757)
Er war ein in Deutsch Brod gebürtiger Musikkomponist, ein hervorragender Geigenvirtuose, Gründer der Mannheimer Instrumentalschule. Er komponierte Sinfonien, Geigenkonzerte und kammermusikalische Werke. Sein Vater Anton Stamitz war ein Orgelspieler in der Mariä-Himmelfahrt-Dechantskirche und auch ein Maler. Seit 1741 übte Stamitz seinen Beruf in Mannheim aus, wo er als Orchesterdirektor tätig war und es ist belegt, dass er zweimal Deutch Brod besuchte.
Tajovský Vít Bohumil (1912-1999)
Er war ein Priester des Prämonstratenserordens, Archivar und Bibliothekar im Kloster von Želiv, Lehrer für Religion, Philosophie, Geschichte und Latein am Gymnasium in Humpolec. Im Jahr 1948 wurde er zum Klosterabt gewählt. Im Jahr 1950 wurde er festgenommen und im Gerichtsverfahren mit Geistlichen zu Unrecht verurteilt. Er wurde aus dem Gefängnis erst im Jahr 1960 auf Grund einer Amnestie entlassen. Er trat wieder sein Amt des Abtes nach der Revolution im November 1989 an. Er legte sein Abitur am Gymnasium in Deutsch Brod im Jahr 1931 ab.
Weidenhoffer Vojtěch (1826-1901)
Er war ein Fabrikant, Abgeordneter des Böhmisches Landtags, er setzte sich für die Erweiterung des Kartoffelbaus und der Stärkeindustrie ein. Er war ein Propagator für neue Methoden und Technologien. Im Jahr 1869 wurde eine Dampfmaschine in seinem Mühlwerk, als die erste in unserer Region, installiert. Auch seine Aktivitäten in der Ortsverwaltung und in gemeinnützigen Vereinen waren bedeutend und man darf auch seine Teilnahme an Wohltätigkeitsveranstaltungen nicht vergessen. Er ließ auf eigene Kosten ein sog. neues Armenhaus errichten, nahm am Ausbau eines öffentlichen Krankenhauses und an der Auspflasterung des Stadtplatzes finanziell teil.
Zahradnický František (1867-1930)
Professor MUDr. František Zahradnický war der erste Chefarzt des Krankenhauses von Deutsch Brod. Er war ein hervorragender Operateur, Verfasser von 80 wissenschaftlichen Arbeiten im Fach Chirurgie, ein unermüdlicher Propagator für die allgemeine Gesundheitspflege. Er trat die Stelle im neu errichteten Krankenhaus von Deutsch Brod im Jahr 1897 an und übte hier mit einer Pause während des Ersten Weltkriegs bis zum Jahr 1926 aus. Auch seine Sozialtätigkeit war bedeutend. Er war unter anderem ein Mitgründer der gesamtstaatlichen „Liga gegen Tuberkulose“.
Zrzavý Jan (1890-1977)
Er war ein Maler von Weltbedeutung, Grafiker und Illustrator. Er war ein Künstler eigenartiger Ausdrucksform, nicht einreihbar in eine akademische Richtung. Einen Höhenpunkt seines Schaffens bildet die meditative Malerei der sich ständig wiederholenden Motive, die ein lyrisches Nachempfinden der Welt (Christus, Kleopatra, Landschaft Bretagne und die Heimlandschaft) im Bild festhalten. Er studierte am Gymnasium in Deutsch Brod im Schuljahr 1901/1902.
Štáfl Otakar (1884-1945)
Er war ein akademischer Maler, Grafiker und Illustrator. Er war ein Veranlasser der Errichtung des Karel Havlíček-Denkmals in der Parkanlage Budoucnost (Zukunft) und der Karel Havlíček-Gedenkstätte. Er wurde durch seine Ölgemälde von der Hohen Tatra und sein Schaffen ex libris für bedeutende Persönlichkeiten des tschechischen Kulturlebens berühmt. Er kam während des Luftangriffs von Alliierten auf Prag im Februar 1945 tragisch um.